Die Planung von Feuerwerken


Hier mal den typischen Ablauf der Erstellung eines Feuerwerks mit Erläuterungen des Planungsablaufs und der technischen und gesetzlichen Hintergründe von Feuerwerken - anhand eines Hochzeitsfeuerwerks an der Villa Altenburg in Pößneck.

 

Es begann wie üblich mit einer E-Mail-Anfrage. Anna wünschte sich ein Feuerwerk zu ihrer Hochzeit und wollte wissen, ob wir zu ihrem Termin noch verfügbar wären. Doch bis dahin waren noch sieben Monate Zeit - es war also kein Problem.

 

Gelände:   Also zuerst der Blick auf das Luftbild der Feier-Lokalität wegen des Geländeprofils und des verfügbaren Platzes für den Sicherheitsbereich. Die Feier sollte in der Villa Altenburg stattfinden. Das Außengelände der Villa ist für Feuerwerker ein richtiger Glücksfall. Es ist eingezäunt und so weitläufig, dass man dort auch große Kaliber schießen kann, ohne gleich wilde Proteste der Nachbarschaft fürchten zu müssen.

 

Wünsche:   Ich rief also das Brautpaar an und wir besprachen ihre Vorstellungen. Anna mochte die romantische Schiene mit viel Bodenfeuerwerk und einem brennenden Herz zur Musik. Und das Ganze mindestens 10 Minuten lang. Doch bei einem so langem Bodenfeuerwerk, nur mit Bengalen, Fontänen und Vulkanen, da schlafen uns die Gäste ein. Selbst eine gute Musik bringt hier nicht viel...

 

Die Ideen ihres Zukünftigen gefiel mir da schon besser. Rainer war mehr für ein Höhenfeuerwerk aus großen Kalibern und breiten Fächern mit mächtig Bums und gewältigen Buketts.  Nun - das Gelände gibt so etwas her, nur Anna nicht.

 

Tatsächlich ist ein Hochzeitsfeuerwerk mehr als nur gewaltig:  Romantik gehört schon noch dazu. Also schlug ich den beiden eine Mischung aus beiden Varianten vor; ein Höhenfeuerwerk mit zwei romantischen Bodenbildern. Und so war die Sache für beide akzeptabel.

 

Kosten:   Natürlich richten sich die konkreten Gestaltungsmöglichkeiten auch nach dem verfügbaren Budget. Aus diesem Budget wird nicht nur das Pulver bezahlt, sondern anteilig auch alle Fixkosten des Firmenbetriebs wie Büro, Werbung, Lohn, Transporter, Werkstatt, Bunker, Versicherung und die Feuerwerkstechnik.

 

Um die Sache übersichtlicher zu machen, haben wir einen Kostensatz eingeführt. Dieser deckt die Fixkosten und den Materialbedarf einer Show.  Für unsere kleinste, aber in jedem Fall sehenswerte Show beträgt der mindeste Kosten-satz  220,- € pro Minute. Je höher der Kostensatz, um so größer der Materialeinsatz - also der WOW!-Effekt.

So garantieren wir, dass sich keiner unserer Kunden wegen einer jämmerlichen Show vor seinen Gästen blamieren muss. 

 

Anna hatte sich vorab im Netz schon etwas informiert und plante für ihr Hochzeitsfeuerwerk mit Musik und einer Laufzeit von mindestens 10 Minuten ganze 1.000 € ein...   D och hier musste ich sie enttäuschen, denn eine realistische Kalkulation sieht etwas anders aus:

 

Die gewünschten Musiktitel zu beschaffen (GEMA), den Soundtrack zu schneiden und der Einsatz einer wetterfesten Musikanlage kostet 150 €. Verblieben noch 850 € für das Feuerwerk selbst. Mit dem kleinsten Kostensatz (220 €/min.) ergibt das eine Laufzeit von 3,9 Minuten. Doch Rainer wollte auch schwere Kaliber und mächtige Buketts sehen, was erst ab einem Kostensatz von 300 €/min. möglich ist.  Und damit wäre die Laufzeit sogar auf 2,8 Minuten gefallen.

 

Das Brautpaar war angesichts dieser Rechnung schon etwas erschrocken, denn 1.000 € wollen erst mal erarbeitet sein. Und dennoch ist es sinnlos, sowohl auf gehobene Ansprüche, als auch auf dem Budget zu beharren. Deshalb ließen sie sich überzeugen und wir einigten uns auf ein stattliches Budget von 1.700 €.

 

Um mit der Gestaltungplanung beginnen zu können, benötigen wir vorab einen Auftrag zur Durchführung des Feuerwerks. Ohne diesen wird weder der Termin reserviert, noch an der Sache gearbeitet. Aber er kam schnell - und dann ging es los:

 

Gestaltung:   Es wird ein Einstieg gebraucht, dann der Hauptteil mit dem brennenden Herz und zum Schluss die Krönung mit einem mächtigen Finale. Möglichkeiten gibt es viele, doch sie müssen passen. Sowohl zum Anlass, zum Gelände (Sicherheitsbereich), als auch zum Wetter, also Wind oder Trockenheit (Brandschutz). 

 

Der Termin lag im Spätsommer. Das Getreide an den Grundstücksgrenzen würde abgeerntet sein, Wiese und Bäume werden gut gepflegt, eine Brandgefahr konnte ausgeschlossen werden. Die meisten Effektarten waren also einsetzbar.

 

Jetzt war zu prüfen, welche Kaliber die Location verträgt. Der gesetzliche Mindestabstand zu Personen, Wohnhäusern und brandgefährdeten Objekten beträgt bei der Feuerwerk-Kategorie F2 = 8m, bei F3 = 15m und bei F4 = 50m.

 

Bei Bomben beträgt dieser 80% der Steighöhe - das wären bei 100mm-Bomben mit 130m Höhe gut 100m Abstand. Diesen Platz gibt das Gelände nicht her. Wenn aber die Rohre um nur 10% (von den Zuschauern weg) geneigt werden, dann kann man den Abstand um 40% verringern. Das wären 60m - und die waren gegeben.

Größere Kaliber zu verwenden würde bedeuten, mit deutlichem Mehraufwand einen zweiten Abbrennplatz außerhalb des Geländes einzurichten. Doch größere Bomben würden die Show nicht bedeutend verbessern, nur zusätzliches Geld verschlingen.  Somit war das Maximalkaliber auf 100mm festgelegt.

 

Nun die Choreografie: Anna wünschte sich ihre Lieblingsmusik zum Hochzeitsfeuerwerk. Das bedeutet, 2-3 Titel so zusammen zu schneiden, dass sich das Ganze in den vorgesehenen Ablauf einpasst. Also habe ich die Titel so gestaltet, dass beim Zünden des Lichterbildes für 80 Sekunden eine romantische Sequenz läuft und es danach wieder flotter wird. Damit war der zeitliche Rahmen abgesteckt und jetzt ging es ans Füllen der übrigen Zeit mit sehenswerten Effekten.

 

Damit keine Langeweile aufkommt, müssen sich die Effekt-Bilder deutlich voneinander unterscheiden. Zudem ist es sinnvoll, die einzelnen Bilder in unterschiedliche Höhen zu senden, damit dort der Rauch Zeit hat, abzuziehen. Zum Finale kommen dann große Kaliber und Schnellfeuer und das Ganze endet mit heftigem Salut.

 

Die Vorbereitung:   Der Sommer verging und der große Tag rückte näher. Etwa 3 Wochen vor X prüfte ich die Wetter-vorhersage und machte mich an das Aussuchen der Feuerwerkskörper aus der Bestandsliste. Ist alles festgelegt, dann steht die behördliche Anmeldung der Feuerwerk auf dem Plan. Dazu werden alle Angaben zu diesem Event (Termin, Zeitpunkt, Location, vorgesehenes Material) spätestens 14 Tage vorher der zuständigen Behörde gemeldet. Gibt es von dort keine Einwände, dann beginnt die körperliche Arbeit mit dem Zusammenstellen und Bezündern der Feuerwerks-körper.

 

Am Tage des Events wurde alles verladen, die Papiere kontrolliert und auf ging es - nach Pößneck. Dort hatten wir dann gut vier Stunden Zeit, alles aufzubauen, die Zünder anzuschließen und die Funkzündanlage zu prüfen, bevor es dunkel wird. Jetzt hieß es warten. Auch nach 20 Jahren - jedes mal die schlimmste Zeit!  Denn beim Feuerwerk gibt es keinen Probelauf...

 

Dann, so gegen 22:15 Uhr meldete sich Anna über Telefon: In 15 Minuten sollte es losgehen. Also alle Mann ran, Sicher-heitsbereich zu, Regenschutz runter und alle Empfänger scharf.  Mit dem Sender unterm Arm bezog ich meine B-Stelle, eine Position mit gutem Überblick. 

 

Die Gesellschaft trat aus dem Herrenhaus. Ich begrüßte das Brautpaar und zeigte ihnen ihre Plätze. Die Gäste gruppierten sich und blickten erwartungsvoll in den Park...   Also: Tief Luft holen, Schlüssel rein, scharf und Feuer!

 

Als die Salutbomben raus und die Druckwellen durch waren:  Aufatmen! Es war alles so gekommen, wie es sollte...

Brautpaar und Gäste waren begeistert. Ziel erreicht.

 

Dann wie immer:  Lichtmast hoch, auf Blindgänger prüfen, einräumen, Platz säubern, waschen und los in Richtung Heimat.  So gegen 2 Uhr ist Feierabend - und am nächsten Tag ausräumen und putzen.

 

Arbeiten, wenn andere feiern - durchaus hart verdientes Geld...